Mario Draghi liebäugelt mit dem nächsten Tabu-Bruch
Der deutsche Ökonom Christian Odendahl vom Centre for European Reform in London wiederum will nicht den Staaten das Geld geben, sondern den Geschäftsbanken. Die EZB soll deren Schuldverschreibungen aufkaufen. Die Institute müssten das Geld nicht zurückzahlen, sofern sie die Einnahmen zu gleichen Teilen an ihre Kunden weiterreichen.
...Ökonom Odendahl hält dieses Szenario für unrealistisch. Die EZB habe in der Vergangenheit immer gegengesteuert, wenn eine zu stark steigende Inflation drohte. "Sie ist eine sehr deutsche Zentralbank, weil sie sich sehr um Preissprünge sorgt", erklärt Odendahl. Darin liege sogar eine Gefahr. "Die EZB könnte dazu neigen, einen Inflationsschub schon am Anfang auszubremsen." Die Folge könnte sein, dass der Preisanstieg wieder einmal ausbleibt – und die Deflation Europa weiterhin gefangen hält.
Im Zweifel, argumentiert Odendahl, müsse die Inflation auch mal kurzzeitig über die Zwei-Prozent-Marke der EZB hinausschießen, damit Präsident Draghi sein Ziel erreicht. Abmildern könne die Notenbank den Preisanstieg im Nachhinein immer noch. Die Anhänger des Helikoptergeldes sehen die Gefahren, doch sie stehen auf dem Standpunkt, dass es schlechter als heute nicht werden kann.